Seminar: Offene Unterrichtsmethoden 1
Thema: Lernzirkel


Übersicht

1.Grundidee
2.Einsatzmöglichkeiten
3.Voraussetzungen
4.Vorbereitung
5.Durchführung
6.Mögliche Probleme
7.Themenvorschläge
7.1Mathematik
7.2Deutsch
7.3Fremdsprachen
7.4Biologie
7.5Physik
7.6Chemie
7.7Erdkunde
7.8Geschichte
7.9Gemeinschaftskunde/Politik
7.10 Religion
7.11 Kunst und Musik
7.12 Sport



1. Grundidee

Möglichkeit a)
Die Klasse wird in so viele Gruppen eingeteilt, wie Aufgaben vorhanden sind. Die Aufgaben werden auf verschiedene Tische ("Stationen") verteilt, und jede Gruppe bearbeitet eine der Aufgaben. Jede Gruppe wechselt dann ihre Station. Dies wird so oft wiederholt, bis jede Gruppe jede Aufgabe bearbeitet hat. Bei großen Klassen oder wenigen Aufgaben können für jede Aufgabe auch zwei Stationen eingerichtet werden (Bsp.: bei 23 Schüler/innen 3 Aufgaben an jeweils 2 Stationen).
Der Lernzirkel ist ein zeitlich streng reglementierter arbeitsteiliger Gruppenunterricht mit Wechsel des Arbeitsplatzes. Jede Gruppe wechselt nach einer vorher festgelegten Zeit. Der/die Lehrer/in läutet die Wechselphase ein. Alles ist Pflichtprogramm.


Offenere Möglichkeit b)
Es werden mehr Stationen als potentielle Gruppen eingerichtet, so dass ein Lernen in individuellem und/oder gruppenspezifischem Lerntempo möglich ist. Die Art der Aufgaben unterscheidet sich in den Sozialformen. Es gibt Stationen, die wahlweise in Einzel-, Partner- und/oder Gruppenarbeit zu bearbeiten sind. Auch die Zugangsweisen zu den jeweiligen Inhalten können unter Umständen gewählt werden (zu lesender Text – auf Kassette gesprochener Text – Bilder etc.) Es gibt ein gekennzeichnetes Pflicht- und Wahlprogramm.
Einsatzmöglichkeiten:
Übungen, Anwendungen (möglich auch komplexe Inhalte), die sich in relativ kleine, voneinander unabhängige Teile zerlegen lassen (alle Fächer, fächerübergreifend).





2. Einsatzmöglichkeiten

Die Methode kann zur Erarbeitung eines komplexen Themengebiets oder zur Wiederholung bereits behandelten Unterrichtsstoffs eingesetzt werden. Sie eignet sich für alle Klassen und Fächer.




3. Voraussetzungen

Es ist schön, wenn Klassen mehrere Stunden am Stück an einem Lernzirkel arbeiten können. Einzelstunden stehen der Anwendung der Methode nicht entgegen, benötigen aber proportional gesehen einen größeren Anteil der Unterrichtsstunde für Auf- und Abbau der Stationen als eine Doppelstunde.
Abschließbare Schränke im (Klassen-) Raum, in dem die zu benutzenden Arbeitsmaterialien dauerhaft und für alle zugänglich deponiert werden können oder mobile Rollwagen mit den Materialien, die in den Raum gebracht werden können sind wünschenswert. Auch ein verschließbarer Fachraum, in dem die Lernzirkelmaterialien für längere Zeit ausgelegt liegen bleiben können, ist ideal. Leider gibt es nicht an jeder Schule diese räumlichen Möglichkeiten. Auch hier gilt: Natürlich kann die Methode trotzdem umgesetzt werden, allerdings mit einem etwas höheren organisatorischen Aufwand.


Tische und Stühle sollten variabel umstellbar sein, so dass Gruppenarbeit und Einzelarbeit, je nach Wunsch, in einzelnen "Ecken" des Raumes möglich sind.
Sämtliche Arbeitsstationen müssen bereits zu Beginn des Lernzirkels komplett fertig erstellt sein - bis hin zur möglichen Lernkontrolle.
Da der Lehrer die Lernprozesse nicht mehr aktuell leitet, sondern nur über die Materialien steuert, müssen alle Anweisungen zum inhaltlichen und methodischen Umgang mit dem Material aus diesem selbst hervor gehen. Das Material muss also selbst erklärend sein. - Eine schöne Gestaltung der Materialien ist förderlich (laminierte bunte Blätter). Passende Ordnungsbehältnisse für die zu bearbeitenden Materialien wie auch für die fertig gestellten Ergebnisse (Arbeitsblätter o.ä.) sollten zur Verfügung stehen (Schnellhefter, Zeitungsboxen, kleine Kisten, Schachteln oder ähnliches).



4. Vorbereitung

Erstellung von 3 bis 6 Übungs- oder Anwendungsaufgaben, die inhaltlich nicht aufeinander aufbauen. Der Umfang jeder Aufgabe muss bei Möglichkeit a) so bemessen sein, dass jede Aufgabe in der gleichen Zeit vollständig bearbeitet werden kann.
(Hier kleine Zeitpuffer einbauen.) Je nach Anzahl beträgt die Bearbeitungszeit ca. 5 bis 10 Minuten pro Aufgabe. Möglichkeit a) Erstellung einer Ergebnisfolie für alle zum anschließenden Vergleich. Möglichkeit b) Die Schüler/innen kontrollieren sich selbst. Auf jedem Tisch ist bereits ein verdecktes Lösungsblatt vorhanden.



5. Durchführung

  • Der Lehrer erstellt vor Durchführung des Lernzirkels alle Arbeitsaufträge; es ist darauf zu achten, dass die Übungs- und Anwendungsaufgaben inhaltlich nicht aufeinander aufbauen (weil die Schüler die Reihenfolge ja frei wählen können).

  • Der Lehrer fertigt, wo möglich, Ergebnisfolien zur Lösungskontrolle an.

  • Der Lehrer legt alle Stationen, sowie die Zusatzmaterialien (Wörterbücher, Duden, Nachschlagewerke, Prospekte) und Medien (Cassettenrecorder, Videorecorder) gut sichtbar aus.

  • Jede Gruppe/jeder Schüler erhält zu Beginn des Lernzirkels einen "Laufzettel" auf dem ein Überblick über alle Stationen gegeben ist. Dieser Laufzettel wird zur Eigenkontrolle ausgefüllt und, falls nötig, vom Lehrer gegengezeichnet.


  • Der Lehrer erläutert das Verfahren anhand des Laufzettels und spricht mit den Schülern die Regeln durch.

  • Die Schüler erhalten Gelegenheit, sich mit den Materialien vertraut zu machen und alle Arbeitsaufträge in einem Grobüberblick zu sichten.

  • Die Schüler arbeiten selbstständig an den Stationen, wobei sie die Sozialform meist frei wählen können.

  • Der Schüler kontrollieren ihre Arbeitsergebnisse selbst anhand eines Lösungsblattes oder sprechen ihre Ergebnisse mit Mitschülern (und gegebenenfalls auch mit dem Lehrer) durch.

  • Im Anschluss an die erfolgreiche Durchführung eines Lernzirkels kann (!) der Lehrer im Plenum gemeinsam eine abschließende globale Lernkontrolle durchführen. Wünschenswert ist es jedoch, dass der Schüler die Verantwortung für seinen Lernerfolg durch eine gewissenhafte Durchführung der Arbeitsaufträge selbst übernimmt und sich die gemeinsame Lernkontrollphase dadurch erübrigt.





6. Mögliche Probleme

Wenn die Schüler unerfahren im Umgang mit Lernzirkeln sind, tun sie sich anfangs sehr schwer mit dem großen Maß an Eigenverantwortung für den Lernerfolg. Sie wissen nicht, mit welcher Station sie beginnen sollen und finden kein sinnvolles Zeitmaß für die Durchführung der einzelnen Arbeitsaufträge. Hier muss der Lehrer helfend eingreifen und zum Lernen ermutigen.



7. Themenvorschläge

Auf den folgenden Seiten werden Themenvorschläge für die Umsetzung der Methode in verschiedenen Fächern gegeben.


7.1Mathematik
7.2Deutsch
7.3Fremdsprachen
7.4Biologie
7.5Physik
7.6Chemie
7.7Erdkunde
7.8Geschichte
7.9Gemeinschaftskunde/Politik
7.10 Religion
7.11 Kunst und Musik
7.12 Sport




7.1 Mathematik

  • Geometrische Formen (Bsp.: Dreiecke) mit allen dazugehörigen Formeln und Begriffen erfassen



7.2 Deutsch

  • literarische Texte, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen ("Liebe", "Sommer", "Schmerz"), analysieren anhand fachspezifischer Terminologie, weiterverarbeiten (zum Beispiel in kreativen Schreibübungen), auf andere Beispiele anwenden und in den zeitlichen Rahmen einordnen



7.3 Fremdsprachen

  • besonders geeignet sind alle landeskundlichen Themen (zum Beispiel eine bekannte Großstadt mit allen Sehenswürdigkeiten, Verkehrsmitteln und kulturellen Besonderheiten erarbeiten; eine Region eines Staates erarbeiten; verschiedene Aspekte zu einem bestimmten Staat kennen lernen), weil dann authentische Materialien (Prospekte in der Fremdsprache, Texte auf Cassette, kleine Videofilme) einbezogen werden können






7.4 Biologie

  • alle Themen, die viele verschiedene Aspekte zur Bearbeitung bieten (zum Beispiel: Der menschlichen Körper: Aufbau, Funktionsweise, Reproduktion und Lebensräume)




7.5 Physik

  • alle Themen, die viele verschiedene Aspekte zur Bearbeitung bieten (zum Beispiel: Schwerkraft: Wie funktioniert sie? Wer hat sie entdeckt? Wann kommen wir mit ihre in Berührung? Kann sie ausgesetzt werden?)




7.6. Chemie

  • alle Themen, die viele verschiedene Aspekte zur Bearbeitung bieten (zum Beispiel: Versuchsreihe zu einem ausgewählten Element; Kennen lernen der Eigenschaften, Reaktionen und Besonderheiten des Elements)



7.7 Erdkunde

  • es eignen sich alle Regionen oder Länder (Bsp.: Japan: Größe, Einwohnerzahl, Bodenschätze, Wirtschaft, Handelsbeziehungen)



7.8 Geschichte

  • Es eignen sich alle Themen, die im Querschnitt erarbeitet werden können (zum Beispiel: Absolutismus, Frauen in der Geschichte, Ägypten, Stadt im Mittelalter, Steinzeit, Menschenrechte). Da die Schüler die Reihenfolge selbst bestimmen können, ist ein Längsschnittthema mit chronologischer Ordnung nicht sinnvoll!







7.9 Gemeinschaftskunde/Politik

  • es eignen sich fast alle Themen (zum Beispiel: Institutionen in Deutschland, Recht und Rechtsordnung, Menschenrechte, EU)



7.10 Religion

  • viele Themen eignen sich hervorragend (zum Beispiel: Vergleich der Weltreligionen, Leben und Wirken Jesu)



7.11 Kunst und Musik

  • besonders gut eignen sich Querschnittthemen (zum Beispiel: die Barockzeit; Expressionismus, Leben und Wirken einzelner Künstler oder Komponisten)



7.12 Sport

Da die Methode "Lernzirkel" direkt dem Sportunterricht entnommen ist und dem praktisch dem Zirkeltraining entspricht, erübrigt sich eine Angabe von Themen.