Seminar: Offene Unterrichtsmethoden 2
Thema: Rollenspiel


Übersicht

1.Grundidee
2.Einsatzmöglichkeiten
3.Voraussetzungen
4.Durchführung
5.Mögliche Probleme
6.Themenvorschläge
6.1Deutsch und Fremdsprachen
6.2Geschichte
6.3Gemeinschaftskunde/Politik
6.4Religion



1. Grundidee

Schüler/innen sollen sich im Rollenspiel in die Rolle eines anderen hineinversetzen, für ihn/sie stellvertretend handeln und so die Position des anderen und damit auch die eigene besser verstehen lernen. Beispielsweise sollen Schüler/innen lernen, auftretende Konflikte verbal auszutragen und zu lösen. Es handelt sich um eine primär rollen- und personorientierte Auseinandersetzung mit Problemen der gesellschaftlichen Wirklichkeit.







2. Einsatzmöglichkeiten

Rollenspiel als Einstieg in ein neues Thema (Analyse eines Konflikts, Einstieg in literarisches Werk, Nacherleben einer geschichtlichen Situation, eines konkreten Streitfalls in der Klasse). Traditionell hat es seinen Platz zunächst im Deutschunterricht und den gesellschaftlich orientierten Fächern, wo soziale Konflikte, die in Erfahrungen, Einstellungen und Überzeugungen wurzeln, thematisiert werden. In allen Alters- und Schulstufen möglich. Je mehr Rollenspielpraxis die Schüler/innen haben, umso weniger Hemmungen treten auf.




3. Voraussetzungen

  • zeitlich: Teil einer Unterrichtsstunde ist ausreichend

  • inhaltlich: konkretes Thema, das mehrere Handlungsmöglichkeiten erlaubt, als Anlass für Rollenspiel

  • Lehrer/in bereitet die einzelnen Rollen durch Rollenkarten mit kurzen, grundsätzlichen Charakterisierungen und Rollenanweisungen vor

  • Lehrer/in bereitet Beobachtungsaufgaben/bögen für die beobachtenden Schüler/innen vor

  • mögliche Requisiten (Hüte, Tücher, Zeitungen, altes Telefon...) müssen vorbereitet werden



4. Durchführung

  • "Spielleiter" legt die Rollen fest und entscheidet im Gespräch mit den Schüler/ inne/n, wer welche Rolle spielt. Die übrigen Schüler/innen sind Beobachter.(Variante: Die Rollen werden gelost.)

  • Schüler/innen erhalten Gelegenheit, sich ihre Rolle anhand der vorbereiteten Rollenkarten oder frei zu erarbeiten.

  • Die Beobachter erhalten spezielle Beobachtungsaufträge/bögen (z.B.: Wie verhält sich Person X? Wie verhalten sich die Personen X, Y.…? Bewegen sie sich im Verlauf des Gesprächs aufeinander zu? Ist die erarbeitete Lösung überzeugend?).

  • Das Spiel wird ohne Unterbrechung durchgeführt. Der Spielleiter bestimmt das Auswertungsphase: Die Beobachter beschreiben und interpretieren den Spielverlauf anhand der Beobachtungsaufträge. Die Spielerinnen und Spieler können ihre Gefühle beim Spiel mitteilen. Zweiter Spielvorgang möglich, um weitere Handlungsalternativen etc. einzubeziehen.



5. Mögliche Probleme

In der Auswertungsphase beim Umgang mit der Kritik der Beobachter an den Spielern und ihrer Rollenausübung.

Hinweis: Mut der Spieler/innen loben, trennen von persönlicher Kritik und der Beurteilung der schauspielerischen Rollenleistung.



6. Themenvorschläge

Auf den folgenden Seiten werden Themenvorschläge für die Umsetzung der Methode in verschiedenen Fächern gegeben.

6.1Deutsch und Fremdsprachen
6.2Geschichte
6.3Gemeinschaftskunde/Politik
6.4Religion



6.1 Deutsch und Fremdsprachen

  • Eltern/Kind-Konflikt: Was und wie lange dürfen die Kinder fernsehen?

  • Ist eine Monarchie noch zeitgemäß?



6.2 Geschichte

  • Soll König Ludwig XVI. guillotiniert werden?

  • Diskussion von Vertretern der Siegerstaaten und den beiden deutschen Staaten um die 2+4-Verträge




6.3 Gemeinschaftskunde/Politik

  • Tarifverhandlungen in der deutschen Autoindustrie

  • Parlamentssitzung zum Kopftuchstreit



6.4 Religion

  • Diskussion ethischer Fragen, zum Beispiel zum Themenbereich Genforschung, Abtreibung, Todesstrafe